document Neupfarrplatz
document Neupfarrplatz – Wohnungen für römische Offiziere, ein jüdisches Viertel, ein katholischer Wallfahrtsort, die erste evangelische Pfarrkirche in Regensburg … der heutige Neupfarrplatz ist seit 2000 Jahren besiedelt. Seine wechselvolle Geschichte wurde bei einer groß angelegten Ausgrabung ans Licht gebracht: die Reste des römischen Lagers in 6 m Tiefe, über den Fragmenten der 1519 zerstörten jüdischen Synagoge document“, wo eine multimediale Präsentation inmitten der Gebäudereste diesen Ort wieder erlebbar macht. Ziel der Präsentation ist die Rekonstruktion von Teilen des jüdischen Viertels. Der ehemalige Standort der Synagoge ist auch durch ein Relief ihrer Grundfläche auf der Platzoberfläche gekennzeichnet.
Anschrift
document Neupfarrplatz
Neupfarrplatz
93047 Regensburg
Tel. 0941/5071440
Tel. 0941/5073442
Führungen
Führung Do.-Sa. 14.30, Juli u. Aug. auch So. u. Mo. 14.30 u. n. Vereinb. (Gruppen)
Der Neupfarrplatz in der Geschichte
An der Stelle des Platzes befand sich im Mittelalter das jüdische Viertel von Regensburg. Eine jüdische Gemeinde in Regensburg ist seit 981 nachweisbar. Heute gibt es 39 Häuser, darunter einige öffentliche Gebäude, wie die Synagoge. Die jüdische Gemeinde hatte eine eigene Verwaltung, ein Siegel und eigene Richter. Religiöser Judenhass, konstruierte Ritualmordvorwürfe, wirtschaftliche Interessen der Regensburger, Kaufleute und Handwerker führten an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert dazu, dass der Kaiser die Juden vertreiben darf. Kaiser Maximilian I., der gegen Zahlung der Juden als ihr Chef agierte, lehnte den Antrag der Stadt ab, da seine finanziellen Interessen im Hinblick auf die von ihm erwartete Ablösesumme nicht gewährleistet waren. In den folgenden Jahren hielt der Stadtrat an der Forderung der Judendeportation fest, und der Regensburger Domprediger Balthasar Hubmaier heizte die Stimmung gegen die Juden erheblich auf. Beim Tod des Kaisers 1519 ergriff der Stadtrat die Gelegenheit und in einer geplanten Aktion, die den Reichsstatthalter Thomas Fuchs von Wallburg überrascht hätte, die jüdische Gemeinde (damals ca. 500 Bürger) zu vertreiben, die Synagoge und andere Gebäude abzureißen in der Nachbarschaft.
Der Platz war das Geschäftszentrum der Stadt. Viele historische Ereignisse haben hier stattgefunden. 1796 brach hier ein Aufstand aus, der sich in einen allgemeinen Bürgeraufstand zu verwandeln drohte. 1919 wurde hier die Sowjetrepublik ausgerufen, 1933 war der Platz Schauplatz der Bücherverbrennung. Im Herbst 1942 verhaftete die Gestapo mehr als 40 Personen und beschuldigte sie des subversiven Verhaltens, das hauptsächlich darin bestand, Radiosender aus dem Ausland zu empfangen und dabei gewonnene Informationen auszutauschen. Da die Verfolgten, die allen politischen Lagern von der KPD bis zur BVP über die NSDAP angehörten, auf dem Neupfarrplatz in Regensburg massenhaft folgten, nannte die Gestapo sie „Neupfarrplatz-Gruppe“. Im Schlussbericht der Landespolizei wurde das Vorgehen der Festgenommenen als zerstörerische Mundpropaganda bezeichnet, die „viele deutsche Kameraden in ihrem Siegesvertrauen erheblich schwächte“. Zwei der Angeklagten, Josef Bollwein und Johann Kellner, wurden vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sechs weitere Menschen starben im KZ Flossenbürg, zum Teil unter ungeklärten Umständen. Aufgrund der eingegangenen Äußerungen der Häftlinge und ihrer politischen Positionen, die nicht reflektiert oder entwickelt wurden, kann nicht von einem antifaschistischen Volksfrontbündnis gesprochen werden, sondern von emotionaler und ideologischer Opposition.